Tax Compliance Technologie
Robert Risse

BlockChain und Tax Compliance, was steckt hinter diesen neuen Begriffen?

Nach den Schätzungen der EU-Kommission entgehen den EU-Staaten jährlich über 60 Mrd. EUR Umsatzsteuereinnahmen durch verschiedene Arten von Steuerbetrügen. Ursache für diesen Missstand sind unter anderem sogenannte Karussellgeschäfte, die es einem Unternehmen ermöglichen, aufgrund der fehlenden Transparenz für länderübergreifende Transaktionen (Umsatz)Steuern zu unterschlagen. 

Durchführung der Tax Compliance wird komplexer

In der jüngsten Vergangenheit haben Regierungen einiger EU-Staaten mit komplexen Steueränderungen versucht, diesen Umsatzsteuerbetrug einzudämmen. In Staaten wie zum Beispiel Rumänien und Italien soll künftig die geschuldete Umsatzsteuer für bestimmte Fälle in einem separaten Zahlungsvorgang an die Behörden überwiesen werden. Solche Entwicklungen belasten nicht nur die Unternehmen, sondern letztlich auch die Staaten in der Durchführung der Tax Compliance.

Die aktuell diskutierte fortschreitende Digitalisierung von Geschäftsprozessen sollte steuerrelevante Geschäftsaktivitäten in der Weise unterstützen, dass Ansprüche an eine globalisierte, mobile und digitale Weltwirtschaft erfüllt werden können. Ein mögliches Szenario ist die sogenannte „ProcessChain“ zum Nachweis abgeführter Steuer insbesondere Umsatzsteuer gegenüber Behörden. Die BlockChain-Technologie eröffnet dazu neue Möglichkeiten. Sie ist ein öffentlich einsehbares Verzeichnis, das fälschungssicher von einer zentralen, vertrauenswürdigen Instanz unabhängig verfügbar ist. Das Vertrauen der beteiligten Akteure schafft die Basis für die Innovationen und Effizienz in der Zusammenarbeit mit einer Finanzverwaltung.

BlockChain-Technologie eröffnet Innovationen

Die BlockChain-Technologie als technische Grundlage der Krypto-„Währung“ „Bitcoin“ eröffnet vielfältige Innovationen. Diese Technologie kann zur Realisierung einer prozessbasierten BlockChain für das Monitoring unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse eingesetzt werden. Die BlockChain-Technologie als „ProcessChain“ besitzt einerseits das Potenzial, den Finanzbehörden ein geeignetes Instrument zur Nachverfolgung steuerrelevanter Transaktionen an die Hand zu geben. Andererseits ermöglicht diese Technologie für multinationale Gesellschaften, deren SupplyChain sich über mehrere Länder und Kontinente erstrecken, den administrativen Aufwand für ein mögliches Prüfungsverfahren drastisch zu reduzieren. Separate Zahlungsströme für die Zahlung einer Rechnung und von Umsatzsteuern auf verschiedenen Konten wären nicht mehr notwendig.

Beachte | Der viel bemängelte Umsatzsteuerbetrug könnte wirksam bekämpft werden.

Darüber hinaus müssen die einer SupplyChain entstehenden Prozessdaten zum Teil individuell und redundant vorgehalten werden, um zwischen den einzelnen Gliedern der Geschäftsprozesskette austauschbar zu bleiben. Daraus entsteht die Forderung der Finanzverwaltung nach entsprechend umfangreichen zu einem Großteil papierbasierten Dokumentationen.

Ausblick | Die Formen der Datenhaltung und des Datenaustausches sind fehleranfällig, weil keine zentrale Verifizierung der geschriebenen Daten erfolgt. Die verschiedenen Organisationseinheiten, externe Zulieferer, Logistik- und Finanzdienstleister, Behörden und Kunden sind von den in der Prozesskette entstehenden Daten abhängig. Eine beschriebene ProcessChain könnte zu einer transparenten Abwicklung von unternehmensübergreifenden Prozessen eingesetzt werden. Ein daraus entstehendes dezentrales Register über alle Aktivitäten ermöglichte eine effiziente Echtzeitüberwachung. Dadurch könnte die effiziente Einhaltung von Tax Compliance-Anforderungen gegenüber den beteiligten Stakeholdern nicht nur für Umsatzsteuerzwecke sichergestellt werden.