Global Mergers & Transactions Weltwirtschaft

Die makroökonomischen Kosten des aktuellen Deglobalisierungstrends

Der Brexit und der Handelskrieg zwischen den USA und China sind Beispiele von aktuellen politischen Entwicklungen, die zu einem globalen Deglobalisierungstrend führen könnten. Stehen wir vor dem Ende der Globalisierungswelle, die seit dem Ende des zweiten Weltkriegs die Welt dominiert hat?

Weltweite Exporte seit 1950

Der Wert der weltweiten Exporte ist heute über 28 Mal höher als noch 1950. Gemessen in Prozent des weltweiten BIP, macht der Wert von exportierten Gütern und Dienstleistungen ca. 25% aus. Der globale, internationale Handel ist ein wichtiger Motor für die Erhöhung von Einkommen und für den Rückgang von extremer Armut, die die Welt in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Ein Einbruch dieses Trends der zunehmenden wirtschaftlichen Integration könnte also wesentliche negative Konsequenzen für die globale ökonomische Entwicklung haben. Auch wenn eine Verlangsamung des Wachstums im internationalen Handel in den Daten sichtbar ist, ist die Dynamik aber (noch) nicht stark genug, um eine Änderung im langfristigen Trend zu verursachen.

Beachte | Zwar ist der Warenhandel zwischen 2013 und 2019 um mehr als 15% gewachsen, jedoch steht die globale Wirtschaft im Moment vor ernsten Herausforderungen und Risiken, die oft medial als eine potenzielle Gefahr für die Fortsetzung des langfristigen Globalisierungstrends präsentiert werden.

Handelseffekte durch den Brexit

Abhängig von der institutionellen Lösung, womit der Brexit-Prozess zu einem Ende kommt, könnten seine Handelseffekte für Großbritannien und die Europäische Union sehr unterschiedlich sein. Die existierenden Studien zu den makroökonomischen Effekten des Brexits kommen zum Schluss, dass diese sehr asymmetrisch sein werden, mit einem sehr deutlich spürbaren Einbruch der Exporte des Vereinigten Königreichs und relativ überschaubaren Auswirkungen für die Europäische Union. Modellbasierte Schätzungen führen zum Ergebnis, dass der Brexit dazu führen könnte, dass die Realeinkommen in Großbritannien zwischen 1.4 und 5.7% niedriger sein könnten als in einem Szenario ohne EU-Austritt (vgl. Oberhofer, H., & Pfaffermayr, M. (2019). Estimating the trade and welfare effects of Brexit: A panel data structural gravity model. Canadian Journal of Economics).

Steigende Ungewissheit und deren Folgen

Auch wenn der Brexit-Prozess noch nicht abgeschlossen und der Ausgang des Handelskrieges zwischen den USA und China auch ungewiss ist, finden ökonomische Effekte von politischen Entscheidungen oft schon vor dem eigentlichen Ereignis statt. Steigende Ungewissheit über die Existenz und Intensität von zukünftigen Handelsbeziehungen hat schon heute negative Auswirkungen auf die ökonomische Aktivität.

In einer neuen Studie quantifizieren Hites Ahir, Nicholas Bloom und Davide Furceri (Ahir et al., (2018), “World Uncertainty Index”, Stanford University, mimeo) das Ausmaß an Unsicherheit über internationalen Handel mittels Textanalyse. Sie untersuchen die Länderberichte der Economist Intelligence Unit (EIU) und analysieren wie oft das Wort „Ungewissheit“ („uncertainty“) im Kontext von Entwicklungen in Handelsbeziehungen und Handelspolitik genannt wird. Auf Basis dieser Auswertung bilden sie einen Index für Ungewissheit hinsichtlich des internationalen Handels, der den Effekt von globalen Entwicklungen wie Brexit und dem US-China Handelskrieg zeigt. So hat eine Handelsungewissheit signifikante makroökonomische Kosten. Modellschätzungen zeigen, dass das weltweite Wirtschaftswachstum in 2019 bis zu 0.75 Prozentpunkte höher gewesen wäre, wenn wir keine Ungewissheit im internationalen Handel gehabt hätten.

Fazit | Diese Ergebnisse zeigen, dass auch wenn ein systematischer Einbruch im weltweiten Handelsvolumen noch nicht beobachtet werden kann, die Effekte von den Risiken eines Deglobalisierungsszenarios in den ökonomischer Aktivitäten schon spürbar sind.